Niederstetten. Am 8. und 9. Mai ds. Js. fanden die Verbandsversammlungen der Gemeindeverbände Elektrizitätswerk Ingelfingen in Ingelfingen und Elektrizitätswerk Hohebach in Niederstetten statt. Aus den von der Geschäftsführung und den Ausschüssen erteilten Berichten ist zu entnehmen, daß die Zusammenlegung der Verwaltungen und Werkstätten der beiden Betriebe sich weiterhin gut bewährt, sodaß trotz des Rückganges der Wasserkräfte und der allgemeinen schlechten Geschäftslage die Jahresabschlüsse besser ausfielen, als im Jahre 1928. Die Stromerzeugung ergab nur etwa die Hälfte von der des Jahres 1927. Der Stromverkauf entwickelte sich weiter erfreulich aufwärts, sodaß die Mehrausgaben durch die Mehreinnahmen aus Stromverkauf und die Senkung der Stromverluste gedeckt werden konnten. Durch planmäßige Verbesserung der Fernleitungen und Ortsnetze, teilweise durch neue Linienführung wurden die im Netz auftretenden Verluste wesentlich verringert. Die Steigerung des Stromverkaufs ist nur dem Grundgebührentarif zu danken und erstreckt sich im Wesentlichen auf Gewerbe-, Licht- und Wärmebetrieb. Die Verwendung von Elektrowärme macht weiter erfreuliche Fortschritte. Eine größere Anzahl neuer Kücheneinrichtungen wurden im letzten Jahr verkauft. Aber auch die Ausnützung der kleinen Wärmeapparate, wie Bügeleisen, Schnellkocher und Aehnliches ist deutlich am Stromverkauf zu spüren. Die Gemeinde Dörzbach ist an das Drehstromnetz angeschlossen. Drei weitere Dreschgesellschaften mit größeren Motoren haben sich im abgelaufenen Jahr gebildet. Außerdem wurde vom Ueberlandwerk eine Dreschmaschine mit Strohpresse als Leihmaschine in Betrieb genommen. Im Betrieb Ingelfingen stiegen die Anlagewerte bei Hochspannungsleitungen um 7700 RM, bei Ortsnetzen um 2510 RM und bei Zählern um 16 530 RM. Demgegenüber wurden an den Fernleitungen und Ortsnetzen 21 654 RM abgeschrieben, Die Stromlieferung betrug 186 824 RM, der der Strombezug 18 316 RM. An Kraftwerken, Grundstücken, Wasserbauten und Gebäuden wurden 12 240 Reichsmark abgeschrieben. Beim Betrieb Hohebach sind die Zugänge bei Fernleitungen 11503 RM, bei Ortsnetzen 9500 RM. An Abzahlungen wurden auf das alte Leitungsnetz 7 970 RM geleistet. Demgegenüber stehen an Abschreibungen 24 711 RM. Der Stromverkauf ergab 230 800 RM. der Strombezug 73 001 RM. Auf Wasserwerk, Grundstücke und Gebäude wurden 10 160 Reichsmark abgeschrieben. Für die 20 000 Voltleitung konnten weitere 7 000 RM zurückgestellt werden, sodaß hierfür jetzt insgesamt 27 000 RM zur Verfügung stehen. Der Verband Ingelfingen hat außerdem für Verbesserungen am Oberkanal eine erste Rate von 10 000 RM bereitgestellt. In beiden Verbänden wurden Ersatzwahlen für die Gesellschafterversammlung der Ueberlandwerk Ingelfingen-Hohebach G. m. b. H. vorgekommen. Die ausgeschiedenen Mitglieder Schultheiß Karges-Belsenberg, Landwirt Kuhn-Marlach und Verwaltungsaktuar Röder-Künzelsau für den Verband Ingelfingen, Stadtschultheiß Schroth-Niederstetten, Schultheiß Striffler-Vorbachzimmern und Schultheiß Scheuenstuhl-Finsterlohr für den Verband Hohebach wurden wiedergewählt. Für den verstorbenen Schultheiß Seyboth-Weißbach wurde Stadtschultheiß Schon-Niedernhall in die Gesellschafterversammlung entsandt. Im Verband Hohebach waren Neuwahlen für die Verbandsversammlung und für den Verbandsausschuß. In sämtlichen Gemeinden wurden die alten Vertreter wiedergewählt, mit Ausnahme von Hollenbach, das als neues Mitglied Gemeinderat Renner II bestimmte. In den Verbandsausschuß Hohebach wurden die seitherigen Mitglieder Stadtschultheiß Schroth-Niederstetten, Schultheiß Striffler-Vorbachzimmern, Schultheiß Schamann-Neubronn, Schultheiß Scheuenstuhl-Finsterlohr und Schultheiß Hofmann-Stuppach wiedergewählt. An Stelle von Schultheiß Pflüger-Hollenbach wurde als Vertreter des Bezirks Künzelsau Anwalt Meinikheim-Heßlachshof (Hohebach) gewählt. Der Vorsitzende dankte Herrn Schultheiß Pflüger für seine rührige Mitarbeit bei der Gründung und den ersten 6 Jahren des Gemeindeverbands und stellte mit Befriedigung fest, daß Herr Pflüger Mitglied der Gesellschafterversammlung bleibt. Die Voranschläge für das Jahr 1930 wurden vorgelegt und genehmigt. Den Ausschüssen und der Geschäftsführung wurde Entlastung erteilt. Die beiden Verbandsversammlungen stellten mit Befriedigung fest, daß sie durch ihre günstige Wirtschaftslage im Stande sind, die Stromabnehmer wesentlich billiger zu versorgen als die meisten Werke der Nachbarschaft und des Landes. Eine Vereinigung mit anderen größeren Werken scheint keinerlei Vorteile für die Stromabnehmer zu versprechen, sodaß das Hauptaugenmerk darauf gerichtet werden soll, den eigenen Betrieb gesund und leistungsfähig zu erhalten.

Der Vaterlandsfreund, Nr. 116, 20. 5. 1930