Erklärung!
Josef Bergdolt, früherer Gendarmeriemeister in Niederstetten, von der Spruchkammer als Mitläufer entnazifiziert und amnestiert, mit Weber nicht verwandt oder verschwägert, erklärt an Eides statt:
1. Mit dem früheren Bürgermeister von Niederstetten, Karl Weber hatte ich dienstlich viel zu tun. Besonders während des Krieges hatte ich viel dienstlichen Verkehr wegen den Kriegsgefangenen und ausländischen Zivilarbeitern mit Weber. Weber hat es nie geduldet, dass den Kriegsgefangenen oder ausländischen Zivilarbeitern irgend ein Unrecht zugefügt wurde, oder dass dieselben einmal geschlagen wurden. Es kam öfters vor, dass ausländische Arbeiter auf das hiesige Rathaus geschickt wurden, mit dem Bemerken, sie taugen bei der Arbeit nichts mehr, man solle ihnen eine Tracht Prügel verabreichen und ein paar Tage einsperren, damit sie wieder zahm werden. Diesem Verlangen haben ich und Weber nie nachgegeben. Wir haben in allen Fällen versucht,, die ausländischen Arbeiter unter Hinzuziehung eines Dolmetschers mit guten Worten wieder zur Aufnahme der Arbeit zu bringen. In vielen solchen Fällen ist es uns nach Verhandlungen mit dem betr. Arbeitgeber gelungen, dass der ausländische Arbeiter seine Arbeit wieder aufgenommen hat.
2. Beim Abtransport der Juden aus Niederstetten hatte ich und Bürgermeister Weber seitens der Aufsichtsbehörde das Gepäck der Juden durchzusehen, ob nicht Gegenstände in demselben sind, deren Mitnahme verboten war, und das Gepäck nachzuwiegen. Weber erklärte seinerzeit, dass er das Gepäck nicht nachwiegen und nachkontrollieren werde. Zu den Juden sagte er dasselbe mit dem Bemerken, es wisse jedermann, was mitgenommen werden darf. Wenn sie mehr mitnehmen oder Sachen mitnehmen, die verboten sind, so sei dies ihr eigener Schaden, sie sollen ihn jedoch nicht in Verlegenheit bringen. Bürgermeister Weber hat seinerzeit auf Verlangen ihres Vorstehers Wolf Braun genehmigt, dass sie sogenanntes Gemeinschaftsgerät wie Ofen, Herd, Waschkessel, Nähmaschine, Schaufeln, Hauen, Äxte usw. mitnehmen dürfen. Die Mitnahme dieses Gemeinschaftsgerätes wurde nur in Niederstetten genehmigt. Ich und Weber waren also darauf aus, den Juden ihr Los so gut wie möglich zu mildern.
3. Als am 14. Oktober 1943 nach dem Abschuss amerikanischer Bomber 5 amerikanische Flieger in die beiden Ortsarreste in Niederstetten eingeliefert wurden, war es Weber, der gleich nach der Einlieferung den Gefangenen mit Butter und Wurst belegte Brote herbeischaffte und den Gefangenen verabreichte. Dies hat unter einem Teil der Bevölkerung Missbilligung erfahren, auch wurde dem Unterz. von seiner vorgesetzten Dienststelle in Mergentheim der Vorwurf gemacht, man hätte hier zu viel getan.
4. Weber hat sich auch des öfteren dem Unterz. gegenüber geäußert, es sei nicht recht, dass der Architekt und Baumeister Otto Baumann von Niederstetten seinen Beruf nicht ausüben darf. Dieser sei in seinem Beruf sehr tüchtig und er könnte ihn notwendig gebrauchen.
Ich erkläre noch, das Weber während unserer langejährigen Zusammenarbeit nie ein Wort von Politik mir gegenüber erwähnt hat.
Als ich im Jahre 1937 mit Kreisleiter Seiz wegen Beschädigung des hiesigen Judenfriedhofs auf offener Straße eine Auseinandersetzung hatte, die Weber mit angehört hat, sagte Weber am anderen Tag auf dem Rathaus zu mir, ich solle mir das von Seiz nicht gefallen lassen.
Diese Erklärung ist für die Spruchkammer in Bad Mergentheim bestimmt.
Niederstetten, den 3. November 1947.
Josef Bergdolt Früherer Gendarmeriemeister in Niederstetten, Kreis Mergentheim.

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