Eingesandt.
(Außer Verantwortung der Redaktion.)
Zum Abdruck im „Vaterlandsfreund.”
Auf den Artikel des G. cand. phil. Traub im „Vaterlandsfreund” Nummer 276 fühlen wir uns der Oeffentlichkeit gegenüber verpflichtet, folgende Feststellungen zu machen: Bei der am letzten Sonntag in Niederstetten stattgefundenen Gedenkfeier handelte es sich um eine von der Stadtverwaltung für die Gesamtgemeinde veranstaltete Gefallenenehrung, an welcher erstmals eine, von auswärts eigens diesem Zweck hiehergekommene NS.-Gruppe in Uniform teilnahmen. Die Feier war in der bisher üblichen Weise geplant und wäre auch ohne Störung verlaufen, wenn nicht von dem NS.-Redner das Politische hereingezogen worden wäre. Das Kriegerdenkmal in Niederstetten ist doch wohl der im Weltkrieg gefallenen Niederstettener Söhne wegen errichtet worden und nicht etwa zur Erinnerung an die in Saalschlachten oder sonstwie um ihrer politischen Ueberzeugung willen ums Leben gekommenen Nationalsozialisten, Kommunisten oder Reichsbannerleute. Da die im Krieg Gefallenen für ihr und unser aller Vaterland gefallen sind und nicht für eine politische Partei, wollten weder die Angehörigen der Gefallenen, noch die Kriegsteilnehmer, noch die Gesamtgemeinde eine Verbindung dieser Gefallenen mit politischen Parteien. Wenn Herr Bürgermeister Schroth, dem nat.-soz. Redner in ruhiger und wenig auffälliger Form ganz kurz darauf hinwies, nicht politisch zu werden - wozu er als Leiter dieser Feier verpflichtet war - so hatte er hiebei die einmütige Mehrheit der Bürgerschaft hinter sich. Der Hinweis, daß das Oberamt Gerabronn sehr stark rechts gewählt habe, ist hier durchaus am falschen Platz: es sollte nicht eine Feier für das Oberamt, sondern für die Gemeinde Niederstetten sein. Diese wünschte dafür den bisherigen unpolitischen Rahmen. Die politischen Außerungen des nat.-soz. Redners störten den Ernst der Feier empfindlich, so daß sich nicht nur politisch Andersdenkende, sondern insbesondere die Angehörigen der Gefallenen, aber auch ganz rechts stehende Bürger in ihren Gefühlen verletzt fühlten. Einer besonderen Totenehrung durch eine NS.-Gruppe wäre wohl nichts in den Weg gelegt worden.
Eine Anzahl Niederstettener Bürger.
*) Damit schließen wir die Aussprache. Weitere Einsendungen bitten wir zu unterlassen. Die Schriftlg.

(Vaterlandsfreund, Nr. 280, 29. 11. 1932)

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