() Niederstetten, 14. Dez. Nun liegt die mit großer Spannung erwartete Gemeinderatswahl hinter uns. Sie hat in der Zusammensetzung des Gemeinderats fast keine Aenderung gebracht. Von sieben ausscheidenden Gemeinderäten haben nur sechs wieder kandidatiert. Alle wurden mit ansehnlicher Stimmenzahl wiedergewählt und man kann sich dieser: Einigkeit der Wählerschaft mit dem Gemeinderat freuen. Zum erstenmale in der Nachkriegszeit wurde nach dem System der einfachen Mehrheitswahl gewählt. Bemerkenswert war an der Wahl die Zersplitterung der Stimmen, welche sich auf 86 Namen verteilten, wodurch die Feststellung der Wahlresultate sehr verzögert wurde. Ein poetisch- angehauchter Wähler machte seinem Herzen in folgenden Versen Luft:
„Weil ich halt nicht einen find,
der etwas zustande bringt
wieder diese Wählernot,
wähl ich unsern Herr und Gott.
Sein Programm ist jederzeit
Nächstenlieb — Gerechtigkeit
wer die übt und hält es ein,
nur der ist wert gewählt zu sein".
Das Wahlresultat ist: Stimmberechtigte 1041, abgestimmt haben 649 Stimmberechtigte. Ungültig waren 6 Zettel bezw. leere Umschläge. Es erhielten die seitherigen Gemeinderäte: Werkbesitzer Karl Streitberger 502, Fr. Knorr, Landwirt 393, Johann Linder 392, Friedrich Kießecker sr, Kaufmann 365, Karl Keppler, Flaschnermeister 291, Georg Striffler, Landwirt 271 Stimmen. Neu gewählt wurde Friedrich Melber, Gastwirt u. Metzgermeister mit 473 Stimmen. Auffallend viele Wähler haben das Mehrheitswahlsystem nicht erfaßt und haben Kandidaten kumuliert, und andere dafür gestrichen. Der Wahlkampf wurde durchweg in der anständigsten Form geführt.

Vaterlandsfreund, Nr. 293, 15. 12. 1931