() Niederstetten, 10. März. Es ist schon lange her, seit in den Konzerten des Lehrermusikvereins in unserer Stadt musikalisch Gutes geboten wurde, Seither lag dieses Feld der Kunst hier vollständig brach. Herr Konzertmeister Fleckenstein-Mergentheim hat es nun am Sonntag unternommen, wie er schon seit Jahren als Chordirigent sich erfolgreich betätigt, auch als Orchesterdirigent durch vorzügliche Leistungen seines Orchesters die Musik zu pflegen und ihr Freunde zu werben. Das ist ihm vollkommen gelungen. Don Juan von Mozart gilt bei vielen (natürlich nur bei solchen, welche die Oper nicht gesehen haben) als komische Oper. Dies deshalb, weil man einen Mädchenjäger gerne mit humoristischem Beigeschmack einen Don Juan nennt. In der Ouvertüre zu Don Juan kommt die Dramatik in dieser Oper aber ergreifend zum Ausdruck. Mozart ist in ihr auch ein ganz anderer als in seinen sonstigen Opern (ausgenommen die Leporello Arie und die Champagnerarie). Voll tiefem Lebensernst ist diese Ouvertüre, das tragische Geschick des Don Juan gibt ihr die Note, sie klingt wie eine tiefempfundene Moralpredigt. Die Balettmusik zu „Rosamunde“ von Schubert ist die Zeit des förmlichen Biedermaiers, des anmutigen Menuetts. Morena war in der Vortragsfolge durch die „Straußfedern-Suite“ vertreten und gut vertreten. Der wechselvolle Charakter der einzelnen Sätze fesselt immer aufs Neue den Hörer. Der Gipfelpunkt des Konzertes war wohl die Folge aus dem melodienreichen „Freischütz", inhaltlich und musikalisch hinreißend, gefühlvoll vorgetragen. Auch der zweite Teil der Vortragsfolge hielt den Hörer bis zum Schlusse im Banne. Der französische Mozart, Auber, kam in der Overtüre zu „Maurer und Schlosser“ ausdruckvoll zu Wort, Der feurige Waldteufel gab "Estudiana-Walzer" und von Michelis hörten wir den Czardas. Den Schluß bildeten (durch freundliche Zugaben vermehrt) einige Märsche. Ueber 200 Zuhörer hatten sich eingefunden und spendeten fast unaufhörlichen Beifall. Nicht nur durch temperamentvolle Stabführung bindet Herr Fleckenstein seine Musiker an sich, man fühlt, daß er sie fast noch mehr mit den Augen beherrscht. Wie der Dirigent, so gaben die Mitglieder des Orchesters ihr Bestes. Der zahlreiche Besuch hat auch gezeigt, daß hier viel Interesse an guter Musik vorhanden ist.

() Niederstetten, 10. März. Der März holt nach, was der Dezember versäumt hat. Wir haben hier der Menge und der Dauer nach seit der vorigen Woche den größten Schneefall dieses Winters. Auch die Temperatur gleicht sich den bisher kältesten Tagen dieses Winter an, heute morgen hatten wir zwischen. neun und zehn Grad Kälte.

Vaterlandsfreund, Nr. 58, 11. 3. 1931