() Niederstetten, 16. Sept. Und macht die Trompete trara, trara, trara — vom frühen Morgen bis späten Abend war am Sonntag unsere Stadt voll des Klanges. Waren doch fast 10 Kapellen gekommen, um der edlen Musika einen Ehrentag zu bereiten. Sie hatten sich sogar, die Jünger der Musik, in historische Kostüme geworfen und ein besonders schmucker Trompeter (von Säckingen?) zeigte ihnen den Weg zum Festplatz. Alle hiesigen Vereine, der Stadtvorstand und der Gemeinderat hatten sich ihrem Zuge angeschlossen. Es war also ein recht gelungener Festzug. Auf dem Festplatz angekommen, entbot Herr Fach jr.-Dreischwingen den Festteilnehmern den Gruß der festgebenden Musikkapellen Niederstetten-Mergentheim. Er unterließ es nicht, einzeln allen denjenigen zu danken, welche in irgend einer Weise zum Gelingen des Festes beigetragen hatten. Er dankte dem Fürsten zu Hohenlohe für den schönen Festplatz, er dankte dem um die Musikpflege in unserer Stadt so verdienten Dirigenten der hiesigen Kapelle, Herrn Georg Jakobi uff [?]. Dann begrüßte Hr. Stadtschultheiß Schroth die fremden Kapellen und Musikfreunde. Er sprach den [Wunsch aus, daß der gegenseitige Wetteifer sich günstig] auf die Fortschritte jeder einzelnen Kapelle auswirken möge. Im weiteren Verlauf des Festes brachten die Kapellen abwechslungsweise ein sorgfältig ausgewähltes u. sehr gut einstudiertes Programm zum Vortrag. Es war recht erfreulich zu hören, daß diese meist ländlichen Kapellen, nicht nur einseitig und erwerbsgemäß Tanzmusik spielen, sondern daß sie sich bemühen, auch höhere Kunst zu pflegen. Ganz besonders eindrucksvoll war das Zusammenspiel aller Kapellen in dem Mozart'schen „Brüder reicht die Hand zum Bunde“. Am Schlusse des Festes überreichte Herr Fach zur Erinnerung jeder Kapelle ein großes Bild von Niederstetten. Der Besuch des Festes war sehr gut, das Wetter herrlich, der Festplatz im fürstlichen Hofgarten mit dem aufsteigenden Hügel als Resonanz von ausgezeichneter Akustik. An das Fest schloß [sich ein Festball in der Turnhalle, dessen Verlauf, wie der des ganzen Festes, durchaus gelungen war.]

[Im Original-Zeitungsartikel "Zeilensalat". Die in eckigen Klammern gesetzten Textteile wurden von mir sinnvoll umgestellt. - ge]

Vaterlandsfreund, Nr. 219, 17. 9. 1929