Abschrift von der Abschrift!
Betr.: Judenpogrome am 25. 3. 1933 6 Uhr früh.
Folgende Juden wurden halbtot geschlagen:
1.) Hermann Braun,
2.) Simon Kirchheimer,
3.) Leopold Schlossberger,
4.) Siegfried Schlesinger,
5.) Fritz Neuburger,
6) Michael Lewi [recte: Levi],
7.) Max Kirchheimer,
8.) Max Braun.
Die den geschlagenen Juden zur Hilfe kommenden Ärzte waren: Dr. Heller und Dr. Dörr.
Färber Willi und Fräulein Marie Dünkel [recte: Dinkel], beide aus Niederstetten, haben den bewusstlos geschlagenen Lewi [Levi] vom Rathaus mit einem Auto nach Hause gebracht.
Folgende Juden wurden zum Verhör aufs Rathaus geholt: (am gleichen Tag)
1.) Albert Kahn,
2.) Max Kahn,
3.) Otto Reis,
4.) Berthold Schlossberger,
5.) Max Ehrenberger,
6.) Hermann Noe,
7.) Julius Löwenstein,
8.) David Wolf, derselbe war nur mit einem Nachthemd und Hose bekleidet und hatte Hausschuhe an.
Folgende Personen waren die dafür verantwortlichen Drahtzieher:
1.) Ortsgruppenleiter Fritz Thomas, Niederstetten, derselbe hat die Veranlassung zu der Schlägerei gegeben.
2.) Pfannkuch, Niederstetten, derselbe war dabei als man Hermann Braun abholte.
3.) Fischer (Schloss) jetzt in Tübingen war bei den Zusammenkünften bei Marquardt immer dabei.
4.) Karl Hachtel, z. Zt. Internierungslager.
5.) Bauer (Dill) [Otto] z. Zt. Internierungslager.
6.) Burkhard, [Karl] Schneider in Niederstetten, durch seine hetzerischen Reden gegen Juden hat er wesentlich zur Pogromstimmung beigetragen, im Wartesaal des Bahnhofs hat er wenn ein Jude dort anwesend war die Fenster öffnen wollen und Äusserungen getan wie "es stinkt hier". Zeuge: Bahnhofsvorsteher Bechinger, der von mir noch zur Sache vernommen wird.
7.) Ennert (Flaschner) [recte: Emmert, Alfred] z. Zt. Internierungslager.
8.) Schmidt Eugen in Waiblingen, hat durch sein Verhalten ebenfalls zur Pogromstimmung beigetragen.
9.) Stegmaier Fritz, hat die Juden dauernd beleidigt.
[durchgestrichen:] 10.) Marquardt, "Gasthaus zur Krone", dort haben die Zusammenkünfte stattgefunden und er trägt durch sein Verhalten mit die Hauptschuld an den Ausschreitungen. Um die Menschen zu verschlagen, haben sich die von mir genannten Gesinnungskameraden von auswärts herangezogen.
Die Unterlagen zu dieser Anzeige habe ich aus dem Tagebuch des Fr. Marie Dünkel [Dinkel] aus Niederstetten. Sie hat mir versprochen Briefe von den betroffenen Juden aus Amerika zu besorgen und die Angaben zu erhärten.
Gez. Erich Pollack.
Für die Richtigkeit der Abschrift: Unterschrift, Ermittler.
Spruchkammer Mergentheim, der öffentliche Kläger.
Zu den Akten Karl Hachtel, Niederstetten.

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