Brief aus Niederstetten
Am Mittwoch, den 2. d. M. wurde hier die Hauptschule mit einer schlichten Feier eröffnet. Der Eröffnung ging die allgemeine Flaggenhissung der Sammelschule voraus. Zu der Eröffnung waren erschienen: Schulrat Müller, Schw. Hall, Bürgermeister Weber mit einigen Ratsherren, Ortsgruppenleiter Wallrauch mit politischen Leitern, die gesamte Lehrerschaft sowie die Eltern der die Hauptschule besuchenden Schüler von Niederstetten, Oberstetten, Vorbachzimmern, Laudenbach, Bronn, Herrenzimmern, Adolzhausen und Bartenstein. Der Schulleiter der Hauptschule, Hauptlehrer Fröscher, machte nach der Begrüßung längere Ausführungen über den Zweck der Hauptschule, die besonders bei den Eltern großes Interesse fanden. Er führte aus, daß die Hauptschule als Kern zwischen der Volksschule und der Oberschule nun eingebaut wurde und zeigte, welche Möglichkeiten den Schülern nach Ablauf der vier Hauptschulklassen bestehen. Er schloß seine Ansprache mit der Hoffnung, daß zwischen Lehrern, Schülern und Elternhaus ein gutes vertrauensvolles Verhältnis bestehen möge.
Schulrat Müller, Schw. Hall, ergänzte die Ausführungen des Schulleiters und brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, daß es Niederstetten gelungen sei, als einzige Gemeinde im Kreis Mergentheim und darüber hinaus in den angrenzenden Kreisen, die Hauptschule einzuführen und deren Durchführung zu sichern. Sein besonderer Dank galt der hiesigen Stadtverwaltung für das ständige große Interesse in Schulfragen. Die Hauptschule wird zurzeit von 25 Schülern besucht und ist in der Sammelschule untergebracht, mit ihr hat Niederstetten wiederum eine Einrichtung geschaffen, die in bildender Hinsicht für die ganze Umgebung und für Niederstetten sich als ein großer Vorteil auswirken wird.
Am gleichen Tage ist der jüngste Schuljahrgang in die Deutsche Volksschule eingerückt. Dieser Jahrgang ist seit langer Zeit wieder als ein guter Jahrgang zu bezeichnen, sind es doch 22 Knaben und 15 Mädchen, die nun als ABC-Schützen die Schule neu besuchen. Bezüglich unseres Schulgebäudes ist der schöne Fenster-Blumenschmuck besonders hervorzuheben. Er ist die reinste Augenweide und erfreut jeden Naturfreund.
In den letzten Tagen sind hier zwei volksdeutsche Umsiedlerfamilien mit zusammen 17 Köpfen eingetroffen und untergebracht worden. Es handelt sich um Familien, die früher in Jugoslawien wohnhaft waren und umgesiedelt wurden. Die Familienvorstände werden bei den hiesigen Sägereien beschäftigt.
Die Getreideernte ist nun ganz beendet. In nächster Zeit wird die Kartoffelernte einsetzen. Der Stand der Weinberge ist als gut zu bezeichnen. Der Behang ist sehr verschieden. Gefärbte Trauben kann man überall antreffen. Die vielen Sonnentage ließen die Trauben "kochen", so daß der 1942er, soweit die Trauben nicht für das "Hausgetränk" verwendet werden, ein guter Tropfen werden wird.

Tauber Zeitung, 4. 9. 1942

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