Brief aus Niederstetten
* Niederstetten, 21. März. Auch hier wurde am vergangenen Sonntag in würdiger Weise unserer Gefallenen unter Teilnahme der gesamten Einwohnerschaft gedacht. Nach dem Aufmarsch der politischen Leiter und aller Formationen, HJ, BDM, der Kriegerkameradschaft usw. gedachte Ortsgruppenleiter Wallrauch in ehrenden und ernsten Worten unserer Gefallenen. Nach der Rede erfolgte die Kranzniederlegung, während der Gesangverein "Liederkranz" das Lied vom guten Kameraden vortrug. – Zurzeit findet hier seitens des Reichsmütterdienstes ein Kurs für Heimgestaltung statt. Dem Kurs wird seitens der Frauen großes Interesse entgegengebracht, das zeigt schon die große Teilnehmerinnenzahl. Ueber 40 Frauen besuchen den Kurs. – Der von der Gaufilmstelle gezeigte Film "Bismarck" hat auch hier ein starkes Interesse geweckt. Die Turnhalle war bei zwei Vorstellungen bis auf den letzten Platz besetzt. Der Film hinterließ bei allen Besuchern einen starken Eindruck.
Aus der letzten Beratung des Bürgermeisters mit den Beigeordneten und Ratsherren ist zu berichten: Der Schießstand des hiesigen Schützenvereins geht in das Eigentum der Stadtgemeinde ohne Bezahlung einer Entschädigung über. Die Stadtgemeinde wird versuchen, die vorhandenen Mängel zu beheben, damit der Schießbetrieb nicht gehemmt wird. – Frau Gerlinger zur Post wird die Erlaubnis erteilt, in ihrem Hof auf Gemeindeeigentum ein Tor anzubringen. – Die von hier ausmarschierten Soldaten sollen in nächster Zeit seitens der Stadtgemeinde wieder ein Geschenkpäckchen erhalten. – An Stelle des zur Wehrmacht einberufenen Farrenwärters wird als Stellvertreter Karl Waldmann, Landwirt, aufgestellt. – Nachdem der Farrenhaltung kein Hafer mehr zugewiesen wird, muß die Stadtgemeinde an Stelle der Barumlage eine Umlage in "Natura" künftig erheben. – In letzter Zeit wurden Instandsetzungsarbeiten in sämtlichen städtischen Gebäuden einschließlich den Schulen durchgeführt, so daß nun sämtliche im Eigentum der Stadtgemeinde stehenden Gebäude in geordnetem Zustand sind. – Das Spritzen der Gemeindeobstbäume wird der Spar- und Darlehenskasse übertragen. Die Lieferung der von der Stadtgemeinde bestellten Motorobstbaumspritze wird im Laufe des Sommers erfolgen. – Die Lieferung der von der Stadtgemeinde zur Instandsetzung der Straßen und Wege bestellten Schmalspurdieselwalze ist derzeit nicht möglich. – Nachdem genügend Schulräume vorhanden sind, wird hier in diesem Jahr die Hauptschule eingeführt werden. – Den in Frage kommenden Gemeindeangestellten werden die Kinderzuschläge verwilligt. – Die bestehende Haftpflichtversicherung wird in der Weise ergänzt, daß die Handlungen sämtlicher Gemeindeangestellten in der Haftung eingeschlossen sind. – Die Kosten für Schneebahnen und Schneeschaufeln in den vergangenen Monaten betragen hier zusammen 2800 RM. – Die bisher angesetzte Vergnügungssteuer für die Rundfunkgeräte in den Wirtschaften kommt in Wegfall, da in allen Fällen die Geräte nur zur Übertragung der Nachrichten gehalten werden. – Der Freiw. Feuerwehr wird für 1941 ein Beitrag verwilligt. – Ueber die spätere Verwendung der bereits erworbenen und noch zu erwartenden "Judengebäude" fand eine längere Beratung statt.

Tauber-Zeitung, 23. 3. 1942

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