Brief aus Niederstetten
Niederstetten, 24. Febr. In letzter Woche wurde hier von der Landesbauernschaft ein Melkkurs durchgeführt. Die Leitung des Kurses lag in den Händen des Melklehrers Pöhler. Derselbe verstand es in seiner ihm eigenen Weise, das Interesse der Kursteilnehmer sofort zu gewinnen und denselben die "Geheimnisse eines besseren Melkens" beizubringen. Auch erfuhren die Teilnehmer in diesem Kurs, wie überhaupt ein Stall auszusehen hat, die nötige Warte und Pflege des Viehs usw. Welch Interesse für die Veranstaltung vorhanden war, zeigte die Abschlußversammlung in dem dichtbesetzten Postsaal. Melklehrer Pöhler hielt, nachdem er eine größere Anzahl von Ställen besichtigt hatte, einen interessanten Vortrag, indem er besonders auf die vorhandenen Mängel der Ställe einging und Hinweise für deren Beseitigung gab. Auch gab er für die Pflege und für die Fütterung des Viehes wertvolle Ratschläge der Versammlung. Ein Hauptmangel in unseren Ställen ist die schlechte Lüftung. Nicht die angebrachten Lüftungsrohre können eine ordentliche Lüftung bringen, sondern notwendig ist es, daß in jedem Stall ein Lüftungsschacht eingebaut wird und zwar so, daß der Schacht auch tatsächlich seinen Zweck erfüllt. Nach Erteilung der Bescheinigungen an die Kursteilnehmer für die Teilnahme an diesem Kurs konnte Herr Pöhler seinen lehrreichen, mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag schließen. Der Geschäftsführer der Molkerei Schrozberg, Herr Strauß, gab der Versammlung einige interessante Zahlen des abgelaufenen Jahres bekannt. Besonders interessierte, daß im Einzugsgebiet der Molkereien allgemein eine Steigerung in der Milcherzeugung und in der Milchablieferung eingetreten ist und daß in beiden Teilen Niederstetten an der Spitze marschiert. Kontrollassistent Ungerer gab noch an Hand der Abschlüsse die besten und als Gegenüberstellung die schlechtesten Stallergebnisse bekannt. Den Rekord hat im Jahr 1941 Gottlieb Kleinhans mit einer Durchschnittskuhleistung von 4053 Liter Milch bei 3,87 Prozent Fettgehalt. Bürgermeister Weber berichtete der Versammlung interessante Zahlen und Zustände über die Landwirtschaft im Bezirk Gerabronn von der Zeit von 1800 bis 1840. Ortsbauernführer Melber sprach in seiner Schlußrede den Dank besonders an Herrn Pöhler und alle, die zum Gelingen der Abschlußversammlung beigetragen, aus. Er ermahnte die Bauern, auch in diesem Jahr wieder alles daran zu setzen, um die Milcherzeugung und die Milchablieferung wiederum zu steigern. Er wies darauf hin, daß gerade die Einnahme für die Milch heute für den Bauern die sicherste und beste Einnahme ist und die einzige Einnahme, bei der es jeder selbst in der Hand hat, dieselbe noch mehr zu seinen Gunsten und im Interesse der Volksernährung zu erhöhen. Mit dem Gruß an unseren Führer schloß er die Versammlung. Tags darauf machten die Kursteilnehmer eine Fahrt nach Schrozberg, um die Molkerei, die Kartoffelflockenfabrik und sonstige genossenschaftliche Einrichtungen zu besichtigen.

Tauber-Zeitung, 25. 2. 1942

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