Niederstettener Roßmarkt am 25. Jan.
Durch die Kriegszeit und durch die herrschende Maul- und Klauenseuche war die Abhaltung des diesjährigen Roßmarktes in Frage gestellt. Die Zahl der Marktbesucher wird unter dem Fehlen der sich bei der Wehrmacht befindlichen jüngeren Leute geringer sein wie sonst, auch werden die Händlerpferde nicht in der bisherigen Weise vertreten sein. Wenn dennoch der Entschluß gefaßt wurde, den Roßmarkt wieder abzuhalten, so ist zweifellos dieser Entschluß zu begrüßen, denn das eine steht fest, daß der Niederstettener Roßmarkt nicht nur für die "Steidemer" ein Nationalfest ist, sondern auch für die nähere und weitere Umgebung. Immer wieder tauchte in letzter Zeit seitens der Auswärtigen die Frage auf: Wann ist der Roßmarkt? und immer wieder hörte man: Hoffentlich haltet Ihr auch Euern Markt ab, damit es einen "Bauernfeiertag" gibt. Und so werden auch dieses Mal wieder die Pferdezüchter und Freunde der Pferdezucht sich hier ein Stelldichein geben und werden den Roßmarkt in altherkömmlicher Weise feiern. Das Programm war aus der Anzeige ersichtlich, auf die Prämiierung möchten wir an dieser Stelle nochmals hinweisen. Vormittags 8 Uhr Auftrieb. Ab 9 Uhr Prämiierung der Gebrauchspferde, Fohlen und der Familien. Die Prämiierung wird auch dieses Jahr wieder stark beschickt werden. Auf eines möchten wir an dieser Stelle noch hinweisen: Die Züge, die um 9 Uhr aus Richtung Bad Mergentheim und um 10 Uhr aus Richtung Crailsheim hier ankamen, fallen aus, die Marktbesucher, welche die Eisenbahn benützen, müssen mit den ersten Zügen fahren! Noch eine Bitte: Vergeßt die Fleischkarten nicht!
Interessant ist gerade an dieser Stelle zu erfahren, was die Chronik über den ersten Markt, an dem nur Pferde gehandelt wurden, weiß. Das Stadtbuch enthält hierüber folgenden Eintrag:
Der erste Roßmarkt 1846 wurde nach hoher Resolution der königlichen Regierung dahier zu Niederstetten den 26. Januar zum ersten Mal abgehalten. Der Markt machte sich trotz dem häufigen Regen, der beständig vom Himmel schoß, sehr gut, man kann annehmen, daß beinahe 400 Pferde gegenwärtig waren und noch mehr als 100 Stück auf dem Wege waren, die aber wieder umkehren mußten, indem die Tauber bey Schäftersheim aus ihrem Bett getreten und niemand mehr passieren konnte, ebenso auch bei Creglingen. Es wurden, wie man annehmen kann, gegen 50 Käufe geschlossen, vielleicht auch noch mehrere und man gibt sich der Hoffnung hin, daß der Markt sich von Jahr zu Jahr noch verbessert und Aufschwung gewinnt. Der Markt wurde durch einen öffentlichen Umritt am Morgen um 8 Uhr eröffnet, mit der Begleitung der hiesigen Stadtmusik zu Pferde und einer Fahne mit einem auf dieses Bezug habenden Sinnbild.
So der Bericht. Die Hoffnung auf den Aufschwung des Marktes hat sich erfüllt, denn der hiesige Roßmarkt hat von Jahr zu Jahr an Bedeutung gewonnen.

Tauber Zeitung, 24. 1. 1940

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