( ) Niederstetten, 25. Jan. Wenige Volkstage in Hohenlohe und Franken bewahren so ihre Anziehungskraft wie der Roßmarkt in Niederstetten. Während gestern abend ein leichtes Tauwetter befürchten ließ, daß der Fremdenbesuch heute unter der Witterung leiden würde, hat das über Nacht einsetzende Winterwetter mit Schneefall diese Befürchtung zu Schanden gemacht. Es war richtiges Niederstettener Roßmarktwetter. So kamen denn die vielen hunderte, wohl weit über 1000 Besucher, mit Schlitten, mit der Bahn, mit Autos, zu Fuß allein oder zu Fuß, daneben ein Pferdlein am Zügel. Alle Wirtschaften, auch die zahlreichen Heckenwirtschaften, waren überfüllt und auf den Straßen war fast nicht durchzukommen. Schon in aller Frühe walteten die Prämierungskommissionen ihres schweren Amtes. Schwer deshalb, weil 200 Pferde zugeführt waren und weil mit wenigen Ausnahmen ein hervorragendes Pferdematerial zum Markte kam; dieses gilt sowohl für die Händlerpferde als auch für die Pferde der Landwirtschaft. Schon nach der Prämierung entwickelte sich ein lebhaftes Geschäft, welches bis zum Ende des Marktes anhielt. Eindrucksvoll war in diesem Jahr der Roßmarktszug gestaltet. Mit Rücksicht auf die historische Erinnerung (im 30jährigen Krieg hatte bei Herbsthausen eine große Schlacht stattgefunden) ritt eine große Reiterabteilung in Kostümen jener Zeit dem Zuge voraus. Dieser Abteilung folgte eine große Anzahl schmucker Reitervereine und diesen wiederum eine große Anzahl von Pferden. Die Stadtkapelle spielte flott voran. Und dann entwickelte sich das übliche Markttreiben, welches zeigte, daß unser Roßmarkt nicht nur zu leiblichen Genüssen Gelegenheit bietet, sondern daß er eine große wirtschaftliche Bedeutung für die Stadt und deren weite Umgebung hat. Abends fand eine festliche Beleuchtung mit Scheinwerfern der historisch interessanten Bauwerke statt. (Diese Beleuchtung soll, wie ich erfahre, am kommenden Sonntag wiederholt werden). Die Stadt hatte eine große Anzahl von Preisen ausgesetzt. Die Resultate der Prämierung ist folgendes:
Warmblut (Gebrauchspferde).
1. Preise: Leidig-Rechenhausen, Düring-Michelbach a. d. Haide.
2. Preise: Jos. Zeller-Rot, OA. Mergentheim, Gosser-Unterweiler, Marck-Simmringen, Löblein-Eichhof, Brand-Hohenrot, Oberndörfer-Sichertshausen, Kücherer-Niederweiler.
3. Preise: Göller-Raboldshausen, Horlacher-Blaufelden, Blank-Raboldshausen, Wolz-Niederweiler, Wucherer-Niederweiler.
4. Preise: Leidig-Gerabronn, Gerlinger-Rüsselhausen, Kranz-Elpersheim, Leidenberger-Wildentierbach, Hesser-Amlishagen, Nicklas-Bronn, Hezel-Oberstetten, Reiß-Herrentierbach, Müller-Bartenstein, Ziegler-Schrozberg, Striffler-Wildentierbach, Bauer-Heimberg, Schuhmann-Amlishagen, Wirth-Rinderfeld.
Kaltblut (Gebrauchspferde).
1. Preis: Bachmeier-Atzenrot.
2. Preis: Klenk-Schönhof.
3. Preise: Kleiter-Hachtel, OA. Gerabronn, Balbach-Oberndorf, Häfner-Dörzbach, Kleider-Oberndorf, Naser-Neubronn.
4. Preise: Hirschlein.Steigerbach, Ströbel-Blumweiler, Löblein-Eichhof.
Familien.
3. Preis: Görner-Oberndorf.
Fohlen.
1. Preis: Herwarth, Queckbronn.
2. Preise: Zeller-Roth, OA. Mergentheim, Wucherer-Niederweiler, Bachmeier-Atzenrot, Albrecht-Eichholz.
3. Preise: Kücherer-Niederweiler, Weinmann-Neubronn, Vogel-Neubronn.
Händlerpferde.
2. Preise: Kahn-Hohebach, Brümmer-Wiesenbach, Rosenthal-Mergentheim, Eichberg-Michelbach a. d. L., Stern-Creglingen.
Die Lotteriekommission sicherte ein schönes Pferd und ein schönes Fohlen der Lotterie.

Vaterlandsfreund, 26. 1. 1929