Niederstetten. (Das Geheimnis des Südpols.) So wie heute die ganze Kulturwelt mit Spannung das Schicksal der Ozeanflieger verfolgt, so hing kurz vor dem Kriege das Interesse der Menschheit an der Fahrt des englischen Kapitäns Scott, die er im Jahre 1911/12 zum Südpol unternahm. Diese Reise gehört zum Großartigsten, was Menschen je geleistet haben. Über dieselbe berichtet der Film "Das große weiße Schweigen". In herrlichen Bildern zeigt es uns die Welt des Südpols und lüftet damit den Schleier, der so lange über diesen unbekannten Gebieten lag. Als eine wundervolle Einheit zieht Bild und Schrift in diesem Film an uns vorüber und berichtet von der Expedition, die von Neuseeland aus zum Südpolarfestland reiste. Wir erleben dort die Einrichtung des Winterlagers, Arbeit und Zeitvertreib der einsamen Forscher und die Schönheit der Antarktis. Geradezu wunderbar sind die Bilder, die der Fotograf Ponting, der zugleich ein liebevoller Naturbeobachter war, aus der eigenartigen und oft komischen Welt der Seehunde und der Pinguine mitgebracht hat. Schöne und eigenartige Eisbildungen, Höhlen, Eisberge und Eisburgen fesselten unseren Blick. In den letzten Bildern des Films begleiten wir Scott und die vier seiner Getreuen auf ihrer letzten, ihrer Todesfahrt zum Südpol, den sie nach ungeheuren Mühen, Entbehrungen und Gefahren – kurz nach dem Norweger Amundsen – erreichen, um dieses Ziel mit dem höchsten Preis, ihrem Leben, zu bezahlen. Die ungeheuren Leistungen, der zähe Wille und die Energie, welche zur Ausführung dieser Expedition gehörten, ringen unwillkürlich jedem Beschauer dieses Stimmenberichts größter Achtung und Bewunderung ab. Außerdem erleben wir in einzigartigen Bildern aus dem Eis und aus der Tierwelt das, was uns der Name des Expeditionsschiffes schon sagt, eine "Terra Nova" – eine "Neue Welt". Wenn die Schwäbische Bilderbühne in den nächsten Tagen hier diesen Film zur Vorführung bringt, so kann man die Besichtigung desselben nur empfehlen. Der Film wird hier am 21. November abends 8 Uhr in der Turnhalle gezeigt. Näheres ist aus der Anzeige ersichtlich.

Vaterlandsfreund, 20. 11. 1928