( ) Niederstetten, 1. Aug. Das große Deutsche Turnfest, diese Dokumentierung ungebrochenen deutschen Lebenswillens, ist verrauscht und in allen Orten halten die Turner ihren Einzug. Niederstetten hatte ganz besonderen Anlaß, die nach Köln entsandte Riege des Turnvereins zu begrüßen, kehrte sie doch mit dem Eichenkranz des Siegers geschmückt zurück, sie hat einen ersten Vereinspreis errungen. Gestern Abend, als der 9 Uhr Personenzug in unsere Station einfuhr, ertönte ein kräftiger musikalischer Willkommgruß seitens der Stadtkapelle. Auf dem Bahnhofplatz hat es sich der Turnverein, der Stadtvorstand mit dem Gemeinderat und ein großer Teil der Bürgerschaft eingefunden. Nach kurzer Begrüßung der Turner brachte der Vorstand des Turnvereins, Herr Karl Streitberger, ein dreifaches "Gut Heil" auf die Sieger aus. Herr Stadtschultheiß Schroth entbot den Willkomm der Heimatgemeinde. Er dankte den Turnern, daß sie den Namen Niederstetten auf dem größten Deutschen Turnfest zu so hohe Ehre gebracht haben. Hierauf begrüßte Herr Lehrer Schaffert die Turner namens des Sportvereins. Unter den Klängen der Stadtkapelle bewegte sich der große Zug nach dem Vereinslokal, dem Melberschen Saale. Die Turnerinnen hatten den Saal reich mit den schönsten Blumen geschmückt. Hier gratulierte der zweite Vorstand des Turnvereins, Herr Rentamtmann Sander, den Turnern zu ihrem großen Erfolg. Der Erfolg sei das höchste, was ihnen erreichbar sei. Herr Rentamtmann Sander dankte allen, welche zu dem schönen Empfang beigetragen haben. Mit großem Interesse wurde der kurze Bericht des Führers der Riege, Herrn Richard Knenlein, entgegengenommen. Er schilderte das gute Quartier, die gute Aufnahme, welche sie durch Vermittlung eines Niederstetteners, Herrn Schuch, auf der Grube Fortuna gefunden hätten. Er gab dann einen Überblick über die turnerische Arbeit. Das Auftreten der Württemberger und ihre Leistungen sei in der Kölner Presse besonders rühmend hervorgehoben worden. Herr Knenlein dankte namens der Turner für den großartigen Empfang. Es sei gesagt, daß unsere Turner alle Ehrungen mit großer Bescheidenheit entgegennahmen, man sah ihnen an, daß sie froh waren, wieder in der Heimat zu sein. Der Turnverein Niederstetten hat das gute Recht, den in Köln errungenen Preis als großes Ereignis in seinen Annalen zu verzeichnen. Wir wünschen ihm, daß er auf dieser Höhe recht lange verbleiben möge.

Vaterlandsfreund, 3. 8. 1928