( ) Niederstetten, 25. Juni. Heute wurde hier Herr Oberleutnant a. D. Ernst Sieger zu Grabe getragen Herr Oberleutnant Sieger wurde vor etwa 8 Jahren durch die Wohnungsnot veranlaßt, mit seiner Familie hierher zu ziehen, wo ihm der verstorbene Fürst Johannes zu Hohenlohe-Bartenstein und Jagstberg im Schlosse eine Wohnung zur Verfügung stellte. Die Jahre vor dem Kriege hat Herr Sieger mit seiner Familie meistens auf Reisen zugebracht. Wohl selten hat sich jemand in einer neuen Umgebung so schnell zurecht gefunden und wohl selten hat sich jemand in allen Kreisen dieser Umgebung so schnell Ansehen und hohe Achtung verschafft und erhalten, wie dies bei Herrn Oberleutnant Sieger der Fall war. Die hohe, elegante Offiziersgestalt war bald eine von jedermann gern gesehene Figur im Leben unserer Stadt. Dabei war er in den schlimmen Zeiten der Geldentwertung ein Musterbeispiel stillen Ueberwindens. An dem Leichenbegängnis des Verstorbenen beteiligte sich denn auch unsere ganze Einwohnerschaft. Am Grabe legte Herr Major Bürger-Mergentheim namens des württ. Offiziervereins mit ehrenden Worten des Andenkens einen Kranz nieder.

( ) Niederstetten, 25. Juni. (Marionettentheater im Löwensaale). Wer erinnert sich nicht gerne daran, mit wie viel Vergnügen man in seiner Jugend den lustigen Späßen des Kasperls zugehört hatte. Dann kam auch für diese Kunst eine Renaissance. Papa Geis mit seinen Marionetten brachte sie dem lebenslustigen Münchener. Jetzt wandert das Münchener Marionettentheater (Direktor L. Bindl) durch die Welt. Ein recht zahlreiches Publikum sah sich die Marionetten an. Hübsche, charakteristische Figuren von erstaunlicher Beweglichkeit – und alt und jung fanden wieder ihr Vergnügen an dem Spiel und an der Moral des Stückes. Daneben verstand Herr Direktor Bindl die Zuschauer mit seinem Kabarettprogramm gut zu unterhalten, besonders wenn er als Conferencier mit gutem Humor und in kurzer Zeit erworbener Lokalkenntnis Alltägliches erzählt und wenn er sich dann als Zauberkünstler betätigt. Als memmnotechnisches Medium fand Frau Direktor Bindl großen Beifall und setzte durch viele ihrer Leistungen das Auditorium in Staunen.

( ) Niederstetten, 25. Juni. Endlich hat die etwas dauerhafte Sommerwitterung es gestattet, unser neues Schwimmbad dem Betrieb zu übergeben. An der Ostseite wurden große Aus- und Ankleideräume geschaffen, an die Westseite des Bades schließt sich das Luft- und Sonnenbad. Das geräumige Bassin, welches durch seine Abteilung für Schwimmer und Nichtschwimmer von jedermann sorglos benutzt werden kann, bietet einer großen Anzahl von Badenden Gelegenheit zur Erfrischung, zum Schwimmen und zu fröhlichem Tummeln. Die Benutzung des Bades seitens unserer Einwohnerschaft ist daher fast allgemein und auch den umliegenden Ortschaften sei das Bad für Alter und Jugend bestens empfohlen. Den Höhepunkt der Badesaison wird ein wahrscheinlich am 12 August stattfindendes Schwimmfest bilden.

Vaterlandsfreund, 27. 6. 1928