( ) Niederstetten, 27. April. (Gemeinderatssitzung). Der Gemeinderat hatte sich heute in erster Linie über den Pachtzuschlag des städt. Pachtgutes Rehhof schlüssig zu machen. Nach dem Pachttermin waren noch eine größere Anzahl von Nachgeboten eingelaufen. Da alle Pachtliebhaber gute Zeugnisse aufzuweisen hatten, so wurde dem Gemeinderat die Wahl recht schwer. Nach eingehender Beratung wurde die Pacht des Rehhofes dem Gutsbesitzer Bräuninger-Niederwinden (einem geborenen Niederstettener) um den Preis von 8,50 RM per Hektar zu den Pachtbedingungen zugeschlagen. Der Mehrerlös gegenüber der jetzigen Verpachtung beträgt 1000 RM für das Jahr. Die Aufsicht über das städt. Schwimmbad wurde Herrn Max Wallrauch übertragen. Die Badezeiten wurden festgesetzt und eine Betriebsordnung entworfen. Der Ankauf eines von der Stadt angebotenen Bauplatzes wurde des hohen Preises wegen abgelehnt. Der Gewerbeschule wurden neue Lehrmittel beschafft und ein weiterer Wirtschaftssaal auf zwei Tage der Woche gemietet. Eine anonyme Anzeige an das Oberamt wegen mangelnder Handhabung der Polizeistunde und angeblicher mehrfacher nächtlicher Ruhestörungen in unserer Stadt fand seitens des Gemeinderats entrüstete Zurückweisung. Abgesehen von dem verhältnismäßig frühen Wirtschaftsschluß dürfte es wenige Städtchen von der Größe Niederstettens geben, wo auf Straßen und Plätzen schon so früher vollständige Ruhe herrscht wie hier. Etwas mehr Leben und Unruhe könnte sogar nicht schaden.
Vaterlandsfreund, 29. 4. 1928