Eingesandt.
( ) Niederstetten, 22. Dez. Herr Gaupressewart Rösch hält es für nötig, meinem in wohlmeinendster Absicht geschriebenen Bericht über die Sportvereinsveranstaltung zu erwidern. In Hinsicht auf die Stellung der Deutschen Turnerschaft zum Fußballsport bin ich anscheinend falsch orientiert. Ich habe meine Information aus einer Kontroverse eines anderen Herrn mit dem Herrn Gauturnwart geschöpft. Allerdings stand dort nicht, daß die Deutsche Turnerschaft keinen Fußballsport betreibe, aber die Gemeinschaft mit jungen Leuten, welche einem Sportverein angehören, wurde weit weggewiesen. Es ist erfreulich, wenn die Deutsche Turnerschaft einen anderen Standpunkt einnehmen sollte als der einzelne Gau. Die Handballgruppe des hiesigen Turnvereins wurde aber nicht gegründet, weil hier kein Interesse am Fußball vorhanden war, sondern als Gegenunternehmen gegen denselben. Es ist falsch, von einem Bedürfnis zu reden, wenn es sich um Sport- oder Turnfragen handelt, aber der Herr Gaupressewart kennt sich schlecht in seinem Gau aus, wenn er schreibt, daß es keine Fußballmannschaften darin gibt. In bester Absicht betone ich noch einmal, daß es mir nur zum Nutzen der Deutschen Turnerschaft und selbstverständlich des Hohenloher Gaues sein kann, wenn es gelingt, die Gegensätze zu überbrücken, anstatt unter den jungen Leuten eine Spaltung zu schaffen. Soweit der sachliche Teil. – Ich bedauere aber, daß der Herr Gaupressewart vom fachlichen Teil abweicht und offen und versteckte Anzüglichkeiten seiner Erwiderung anschließt. Was er von Sportausübung zum Gelderwerb schreibt, ist in Hinsicht auf unsere ländlichen Verhältnisse reine Phrase. Die Fußballer spielen genau so aus Liebe zur Sache Fußball wie die Turner turnen. Sie bezwecken auch nicht die Heranzucht von "Kanonen", sondern körperliche und geistige Ertüchtigung. Diesen Endzweck kann kein Turn- und kein Sportverband für sich als Domäne in Anspruch nehmen. Zu gut ist so durchschauen, was der Herr Gaupressewart mit den "internationalen Beziehungen, welche manchem sehr sympathisch sind", sagen will, besonders wenn er sich gegen einen Herrn Doktor wendet. Er fährt da ganz im völkischen Fahrwasser und sündigt damit gegen das von ihm erwähnte Volkstum des Vaters Jahn. Der vom Herrn Gaupressewart angesprochene Doktor ist ohne Zweifel Herr Dr. Spatz, der Vorstand des Sportvereins und steht derselbe der Veröffentlichung des Berichtes vollständig fern. Der Verfasser ist der regelmäßige ( ) Korrespondent des Vaterlandsfreundes. Und dieser Korrespondent hat sich in den 30 Jahren seiner Tätigkeit schon oft – und nicht zum Schaden der Allgemeinheit – erlaubt, auf Mißstände im öffentlichen Leben hinzuweisen. Er tat dies immer nur im Interesse der guten Sache und stets ohne persönliche Spitze. Er wird dies auch weiterhin tun.
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Mit nachstehender weiterer Zuschrift dürfte dieser Meinungsaustausch hinreichend durchgesprochen sein.
Herr Dr. Spatz-Niederstetten schreibt mir auf meine Erwiderung, daß er erst durch den Zeitungsbericht vom 16. ds. Mts. von der, durch den Berichterstatter verschuldeten, falschen Darstellung seiner Rede Kenntnis erhalten und jenen sofort von der Unrichtigkeit seiner Ausführungen überzeugt habe und daß er wie bisher auch fernerhin bestrebt sein werde, ein gutes Zusammenarbeiten der beiden Vereine zum Wohle unseres Volkes zu erzielen.
Rösch, Gaupressewart des Hohenloher Gaues D. T.

Vaterlandsfreund, 24. 12. 1927