( ) Niederstetten, 31 März. Zu den schönsten Regeln der Lebenskunst gehört es, für Stunden das Mühen und Sorgen des Alltags zu vergessen und mit der Jugend jung zu sein. Bei der gestern Abend in der Turnhalle stattgehabten Schlußfeier der hiesigen Realschule und Volksschule war Gelegenheit geboten, diese Kunst zu üben und weitaus der größte Teil unserer Einwohnerschaft war dem Rufe der Jugend gefolgt. – Der erste Teil der Darbietungen galt Beethoven. In Musik und Deklamation wurde das Erbe des großen Komponisten gefeiert und Herr Studienrat Traub brachte in einem vollendeten Vortrag den Menschen Beethoven und sein Werk der Zuhörerschaft nahe. – Im zweiten Teil des Programms kam die Jugend fast ausschließlich zu Wort. Von den großen der Schule entwachsenen Schülern an, bis herab zu den A-B-C-Schützen zeigten alle Knaben und Mädchen in Gesang und Deklamation ihr bestes Können und die dankbaren Zuhörer spendeten freigebig ihren Beifall. – Der Abend vereinte Lehrer, Eltern und Schüler und legte Zeugnis ab von dem idealen Band, welches hier diese alle umfaßt. – Herr Stadtschultheiß Schroth dankte den Herren Lehrern und der Schuljugend für den schönen Abend und betonte das hier herrschende vertrauensvolle Verhältnis zwischen den Lehrern und Schülern. – Im Namen der Stadt erhielten alle die Schule verlassenden Knaben und Mädchen ein Pestalozzibuch überreicht. Der gemeinsame Gesang "Am Brunnen vor dem Tore" beschloß die wohl gelungene Feier.

Vaterlandsfreund, 2. 4. 1927