* Niederstetten, 17 März. Der Gewerbeverein hat der am Dienstag Abend im Postsaale seine Generalversammlung. Nach Erledigung der formellen Vereinsangelegenheiten und der Neuwahlen, die keine wesentliche Veränderungen brachten, kam ein Antrag, der sich mit den handwerklichen Organisationen des Landes und deren Tätigkeit bzw. Leistung zum Nutzen für das Handwerk befaßte, zur Besprechung. Dieser Antrag, der die Abbaufrage zum Prinzip hatte, soll bei der im Mai hier stattfinden Bezirkshandwerkerversammlung gestellt werden. Mit dieser Tagung soll eine Ausstellung der hiesigen Gewerbeschule verbunden werden. – Es wurde darüber Klage geführt, daß vielfach bei Einkäufen und Anschaffungen das ansässige Handwerk und Gewerbe übergangen und bei auswärtigen Hausieren und Firmen gekauft wird. Nachdem nun gerade der gewerbliche Mittelstand mit am schwersten unter der herrschenden Wirtschaftsnot zu leiden hat, ist es begreiflich, daß von hier der Wunsch und die Bitte laut wird: "Kaufen am Platze!" Unter anderem wurde auch angeregt, eine Baugenossenschaft zu gründen, um den Baumarkt zu beleben. Beabsichtigt ist, zunächst ein Einfamilienhaus zu erstellen. Herr Stadtschultheiß Schroth hob bei dieser Gelegenheit hervor, daß bedauerlicherweise für solche Bauten, wie Schulhaus, Krankenhaus, von seiten des Staates bis heute keine Mittel zur Verfügung gestellt werden, wohingegen für Straßen- und Wasserbauten erhebliche Aufwendungen gemacht werden, was schließlich die Vorbachkorrektion möglich machte. Eine Anfrage bezüglich der hiesigen Straßenverhältnisse wurde dahin beantwortet, daß im Laufe des Jahres die Ortsetter Straßen mit einem harten Gestein bewalzt und geteert werden sollen. Herr Ingenieur Rößler machte noch einige Ausführungen über den seit einiger Zeit eingeführten Grundgebührentarif. Dieser Tarif habe sich im allgemeinen gut bewährt und vielen Stromabnehmern Vorteile gebracht. Wenn wenige Kleinverbraucher ungünstiger wegkommen, für deren wirtschaftliche Lage das Werk jederzeit ohnehin entgegenkommen zeigte, so sei dies kein Grund, den genau berechneten Tarif fallen zu lassen. Herr Vorstand Hirsch konnte die zum Schluß sehr angeregt verlaufende Versammlung nach reichlicher Aussprache schließen.

* Niederstetten, 16 März. Die in den letzten Jahren vom Heidenheimer Naturtheater aufgeführten Stücke "Andreas Hofer" und "Die Nibelungen" wurden verfilmt. Es dürfte noch bekannt sein, daß die treffliche Wiedergabe der beiden Spiele den Heidenheimer Volkskünstlern große Erfolge brachten. Der hiesige Männergesangverein wird am Sonntag, den 3- April, anläßlich seiner Frühjahrsfeier die beiden Filme zur Aufführung bringen, so daß es auch der hiesigen Einwohnerschaft und der Umgebung möglich sein wird, diese herrlichen Volksstücke im Geiste mitzuerleben.

Vaterlandsfreund, 18. 3. 1927