( ) Niederstetten, 15 Febr. Eine Feuersbrunst von glücklicherweise selten großem Ausmaß erschreckte gestern Nacht unsere Einwohnerschaft. Als gegen ¼ 1 Uhr Herr Gutspächter Obenhuber nach Hause kam, machte er einen Gang durch seine Stallungen, dabei fiel ihm ein heller Lichtschein auf. Er ging demselben nach und entdeckte im südlichen Teil der riesigen Wirtschaftsgebäude des fürstlichen Pachthofes Feuer. Herr Obenhuber schlug sofort Alarm und schnell war die ganze Stadt auf den Beinen. Schon nach wenigen Minuten war die Feuerwehr am Brandplatz, aber mit ungeheurer Geschwindigkeit hatte sich das Feuer über die ganzen ca. 80 Meter langen und 25 Meter breiten Gebäude verbreitet. Eine Riesenflamme stieg gegen den Himmel und über die ganze Stadt flogen Feuerteile. Die Nachbarschaft der brennenden Gebäude, voran der Mittnacht'sche Hof, der Gasthof zum Löwen, die ganze Erbsengasse waren ungeheuer gefährdet. Der Mittnachtsche Hof ist direkt angebaut. Den gewaltigen Anstrengungen der hiesigen und auswärtigen Feuerwehren, diesen Hof wie auch die anderen Nachbargebäude und – man darf sagen – damit die ganze Stadt zu retten. Was hier die Feuerwehren geleistet haben, ist ein Ruhmesblatt für sie. In den ausgebrannten Gebäuden befanden sich große Vorräte an Heu und Stroh sowie das große Inventar an Maschinen und landw. Geräten. Hiervon konnte nichts gerettet werden. Es gelang aber, den ganzen ca. 100 Stück betragenden Bestand an Pferden und Vieh, sowie die Schweine zu retten. Nur ein Stück Vieh, welches frei wurde, sprang in die Flammen zurück und kam darin um. Die Wasserleitung hat sich glänzend bewährt. Im Reservoir war bei Ausbruch des Brandes ein Vorrat von ca. 300 Kubikmeter Wasser, was den Rettungsarbeiten besonders von statten kam. Bereits kurz nach Ausbruch des Brandes war auch Herr Fürst Albrecht zu Hohenlohe-Jagstberg auf der Brandstätte erschienen. Auch der Vertreter des Oberamts, Herr Feuerlöschinspektor und Oberamtbaumeister Kellermann traf nach kurzer Zeit ein. Der Schaden, welcher durch den Brand verursacht wurde, dürfte mit Gebäuden 14 Million Mark übersteigen. Ueber die Entstehungsursache ist nichts bekannt. Am Brandplatz anwesend waren außer der hiesigen Feuerwehr die Feuerwehren von Vorbachzimmern, Oberstetten, Adolzhausen, Sichertshausen, Wermutshausen, Wildentierbach, Kitzingen und Schrozberg. Alle haben Großes geleistet und ihnen sei hier der Dank der Stadt ausgesprochen.

Vaterlandsfreund, 16. 2. 1927