( ) Niederstetten, 4. Juli. Der heutige Bezirksfeuerwehrtag hatte eine große Anzahl von Delegierten und sonstigen Interessenten des Feuerlöschwesens hierhergeführt. Kurz nach 10 Uhr nahm die erst neugegründete hiesige freiwillige Feuerwehr in der Bahnhofstraße Aufstellung. Nachdem der Vorsitzende des Bezirksfeuerwehrverbandes Herr Oberamtsbaumeister Frey und der Bezirksfeuerlöschinspektor Herr Oberamtsbaumeister Kellermann die Front abgeschritten war, begann die freiwillige Feuerwehr in verschiedenen kleineren Uebungen ihre Vertrautheit und Fertigkeit an den Geräten zu zeigen. Hierauf fand eine große Uebung an dem Streitbergerschen Anwesen unter Leitung des Kommandanten Hrn. Karl Streitberger statt. Diese Uebung war durch Mitwirkung einer Magirus-Motorspritze besonders interessant. Die in jeder Hinsicht glänzend gelungene Uebung zeigte ein flottes, gut organisiertes Zusammenarbeiten unserer jungen freiwilligen Feuerwehr, deren gute Ausstattung auch den allgemeinen Beifall der fremden Vertreter fand. Außerdem ergab sie die große Leistungsfähigkeit unserer Wasserleitung. Die Magirusspritze arbeitete ganz ausgezeichnet und warf gewaltige Wassermassen unter großem Druck auf das Uebungsobjekt. - Nach einem Mittagessen in der Post fand eine Delegiertenversammlung im Löwen statt. Als nächster Tagungsort wurde Langenburg bestimmt. Nach den üblichen Begrüßungsreden wurde die Hauptübung einer Besprechung unterzogen, außerdem fanden Erörterungen über die Organisation von freiwilligen Feuerwehren, über die Motorspritze und andere Fachfragen statt. Nach dem der beruflichen Teil des Tages erledigt war, bildete sich aus den Winzertänzern und den Mitwirkenden des Volksstückes "Der Herrenmüller von Sontheim“ unter Vorantritt der Stadtkapelle ein reizvoller Festzug. Der figurenreiche historische Winzertanz fand großen Beifall. In dem "Tempele" haben wir eine Freilichtbühne, wie sie von gleicher idyllischer Schönheit anderwärts kaum zu finden ist. Hier ging das Schauspiel der Herrenmüller von Sontheim in Anwesenheit des Verfassers Herrn Hermann Hanselmann in Szene. Leider begann mit dem Spiel ein heftiger Gewitterregen, welcher die Wirkung sehr beeinträchtigte. Die Darsteller (sämtliche aus Adolzhausen, Regie Herr Hauptlehrer Eßlinger) gaben unbeirrt durch die schlechte Witterung ihr Bestes. Das Stück führt in die Zeit des Erwachens der Bauern im Bauernkrieg. Willkür und Unrecht einerseits, Not und Elend andererseits, führen zu der gewaltigsten Erhebung des Mittelalters. In die Kreise des Volkes und des Adels führt das Schauspiel und mit kerniger Wahrheit ohne unnötige Sentimentalität sind die Charaktere geschildert. Die Darsteller hatten sich ganz in ihre Rollen eingelebt und so war dem Stück ein starker Beifall zu teil. Der Verfasser wurde durch Ueberreichung eines Rosenstraußes geehrt. Der harmonisch verlaufene Tag hat gewiß unserer Stadt wieder manche Freunde geworben und hat gezeigt, daß trotz der vielen Feste die weite Umgebung gerne nach „Schteite“ roandert und sich an den Darbietungen unseres Städtchens erfreut.

Vaterlandsfreund, 7. 7. 1926