h. Niederstetten, 29. April. Die landw. Hausfrauenvereine des Bezirks Gerabronn rüsten sich zu einem Landfrauentag, der am 9. Mai in Schrozberg abgehalten werden soll. Seit dem 22. März 1925 hat sich zwar unser Bez.-Verein um einige Ortsvereine vermehrt, wir dürfen dabei aber nicht stehen bleiben. Unsere Sache muß in einem Oberamt mit so viel landwirtschafttreibender Bevölkerung wie Gerabronn dies ist, viel mehr Fuß fassen. Dazu möchte auch der Landfrauentag mithelfen. Sollen wir wiederholt darauf hinweisen. was die La. H. V. wollen? Sie wollen Arbeitsvereine sein, wollen die Landfrauen zusammenschließen und sie ermutigen zur tätigen Teilnahme an dem großen wirtschaftlichen Ringen der Gegenwart. Dazu gilt es unter anderem zu suchen zu neuen Einnahmequellen und neue Arbeitskräfte mobil zu machen. Man höre! Das Ausland nimmt uns innerhalb von 10 Monaten ab für Südfrüchte und Blumen – 160 Millionen Goldmark. Sollte es nicht möglich sein, im wenigstens einen Teil dieser ungeheuren Summe streitig zu machen durch entsprechende Erzeugung von feinen Obstsorten und inländischen Blumen? Es gehen weiter ins Ausland jährlich für Eier und Geflügel – 200 Millionen Goldmark. Sollte das die große deutsche Landwirtschaft nicht verhüten können, indem sie durch Einstellung auf eine neuzeitliche ertragreiche Geflügelzucht die eigene Eierproduktion derartig steigert, daß sie der Nachfrage nach diesem notwendigen Bedarfsartikel auf dem deutschen Markt allein zu genügend vermag? In Schrozberg sollen die Wege zur Erreichung des letzteren Zieles aufgezeigt werden durch einen Vortrag über neuzeitliche Geflügelzucht. Der Landwirtschaft gehen zur Zeit immer mehr die notwendigen, besonders auch die weiblichen Hilfskräfte ab. In dem Maße als die landwirtschaftliche Hausfrau ihrer Einnahmen steigern soll durch vermehrte Arbeit auf dem Gebiet des Gartenbaus und der Geflügelzucht, müssen ihr die erforderlichen Hilfskräfte zugeführt werden. Es sollen darum Haustöchter für das landwirtschaftliche Hauswesen auf größeren und kleineren Gütern beruflich ausgebildet werden. Über dieses neue Lehrlingswesen werden wir durch zwei Vorträge auf dem Landfrauentag unterrichtet werden. Im Ausstellungsraum gelangt auch die Handweberei zur Vorführung. Wer schon einmal die Hand gewobenen, hübschen und ansprechenden Stoffe für praktische Frauenkleidung oder für Haus- und Küchenwäsche gesehen hat, ist nicht nur davon entzückt, sondern merkt auch bald, welche Bedeutung dieser neuaufblühender Haushaltsindustrie zukommt. – Der Schrozberger Hausfrauenverein wird sich als Gastgeber bemühen, es seinen Gästen sehr behaglich zu machen und hofft auf recht zahlreiche Beteiligung. Die Mitglieder unserer Ortsvereine bitten wir daher, unter den Frauen des Bezirks kräftig für den Besuch des Landfrauentags zu werben. Sie dürfen des Dankes dafür gewiß sein; denn wir sind überzeugt, daß jede Festteilnehmerin am 9. Mai voll und ganz befriedigt von Schrozberg heimkehren wird.

Vaterlandsfreund, 30. 4. 1926