Niederstetten, 16. Juli. Wie genügend bekannt sein dürfte, mußte der ursprünglich auf 17. und 18. Mai geplante Bauerntag wegen der Maul- und Klauenseuche wiederholt verschoben werden. Durch Beschluß des engeren Ausschusses ist nun die Veranstaltung auf Samstag und Sonntag, den 4. und 5. September, festgesetzt worden. Die Seuche trägt an und für sich nicht den bösartigen Charakter, wie die in den wie dieses Jahres 1920. Es ist deshalb gut verständlich, wenn die ungeheure Furcht, wie sie im Frühjahr bestand, nun mehr gänzlich verschwunden ist. Diesen Eindruck hatte man wenigstens, wenn man die zahlreichen Besucher des Gauturnfestes in Weikersheim oder das Bez.-Kriegertags in Niederstetten sich näher ansah. – Die Veranstaltungen und Darbietungen anläßlich des Bauerntages zeigen jedem, daß es sich hier nicht um ein ausgesprochenes Festen handelt, sondern daß besonders auf den wirtschaftlichen Teil Wert gelegt wird. Interessant dürfte die am Samstag stattfindende Zuchtstutenprämierung werden, ebenso das rein bäuerliche Reit- und Fahrturnier. Ein größerer Teil des Festplatzes wird von einer Ausstellung landw. Maschinen und Geräte in Anspruch genommen. Einen Hauptzuzug dürfte der Festzug bilden. Zu den bereits angemeldeten vierzig Wagen dürften noch einige hinzukommen: Humor, Historik, auch die Not der Landwirtschaft werden zum Ausdruck gebracht. Mit Rücksicht auf die Sonntagsruhe wird der Festzug am Samstag mittag gehen, worauf heute schon hingewiesen wird. Auch für den unterhaltenden Teil ist bestens gesorgt. Es sollen zur Aufführung gelangen: der althistorische Vorbachtäler Winzertanz, der Webertanz, Einakter aus dem bäuerlichen Leben und als Glanzpunkt zur Erinnerung an die 400. Wiederkehr des Bauernkrieges, "Der Herrenmüller von Sontheim". Gar viele kennen diesen gleichnamigen Roman, er führt uns zurück in die Zeiten des Bauernkrieges und noch deutlicher wird das Schicksal des damaligen Bauern in diesem Theaterstück zum Ausdruck gebracht. – Es bleibt nun angesichts des reichhaltigen Programms nur noch zu wünschen übrig, daß auch das Wetter mittut und daß vor allem die Ernte unter Dach und Fach gebracht ist. Dann sind dem Bauern einige frohe Tage unter seinesgleichen nach anstrengender Erntearbeit wohl zu gönnen.

Vaterlandsfreund, 17. 7. 1925