= Niederstetten, 26. Dez. Neben vielen anderen Bräuchen, die einer alten Ueberlieferung gemäß in der Sylvesternacht mit dem Zwölfuhrschlag gepflogen werden, ist auch noch eine schöne alte Sitte in weiten Teilen unseres deutschen Vaterlandes in der Uebung, und das ist das Läuten der Kirchenglocken um die Mitternachtsstunde. Wer hätte nicht zu dieser Stunde, wenn die Glocken über den Heimatboden in das Dunkel der Nacht, in die verschleierte Zukunft hineinklingen, den Wunsch, zu wissen, was das nun anbrechende Jahr alles bringt! Wer hätte nicht in diesem Augenblick das Verlangen all sein Hoffen und Sehnen mit dem erhabenen Klang der Glocken hinausgetragen zu wissen in das weite All; wer wollte nicht all sein Wünschen eben da der ewig schweigenden Natur die über allem Zeitlichen ihren Weg weiterschreitet, anvertrauen! Wäre es darum nicht möglich, dieser alten, schön Volkssitte auch hier Raum zu geben? Dies ist der Neujahrswunsch vieler, die für dessen Erfüllung schon zu diesem Jahrwechsel dankbar wären.

Tauber-Zeitung,, 27. 12. 1924

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