= Niederstetten, 9. Sept. Ueber die Gartenbauausstellung wird uns noch folgendes berichtet: Als in den letzten Wochen der Gedanke laut wurde, der Hausfrauenverein wolle eine Ausstellung von Gemüse, Obst und hauswirtschaftlichen Erzeugnissen veranstalten, so konnte man beinahe leisen Zweifel haben, ob die Sache gelingen wird, da die ungünstigen Witterungsverhältnisse vor allem den Gartengewächsen teils vernichtend zugesetzt haben. Doch wer in die Turnhalle geht, wird eines Besseren belehrt. Die offizielle Eröffnung der Ausstellung erfolgte am Sonntag vormittag durch die Vorsitzende, Frau Ziegler, und Herrn Stadtschultheiß Schroth. Beim Betreten der Turnhalle bietet sich einem ein farbenprächtiges buntes Bild, ein kleines Paradies, das dem Besucher höchste Achtung abzwingt vor den Bienenfleiß unserer Hausfrauen, der in solch musterhafter Aufmachung all die vielen ausstellten Gemüse- und Obstsorten, die appetitliche Butter und die leckeren eingedünsteten Früchte zu verlockendem Beschauen geordnet hat. Besonders angenehm fallen einige Arrangements auf, so das Gärtchen, in dem ein munteres Zwerglein geht, das bemooste Blockhaus, bei dem eine bunte Reihe gefiederter Gäste Rast hält. In sinniger Aufmachung zeigen die Gärtnereien Rüger und Schneider die Produkte ihrer Werkstätten. Ein Wort stillen Gedenkens reden die Blattpflanzen unter der Gedenktafel für die gefallenen Turner. Bevor man die Halle verläßt, muß man seine Blicke nochmals über das Ganze streichen lassen, um sich von den leuchtenden Farben der vielen Blumen, die überall fein zwischen die Ausstellungsobjekte plaziert sind, einen freundlichen Abschiedsgruß zunicken zu lassen. Im Hausfrauenverein und besonders seiner Leitung gebührt volle Anerkennung für all die viele Mühe und Arbeit. Wie man hört, soll die Ausstellung bis Sonntag, den 14. einschließlich verlängert werden. Ein Besuch ist jedermann und besonders der Frauenwelt zu empfehlen.
Tauber Zeitung, 9. 9. 1924