In der Sitzung des ev. Kirchengemeinderats Niederstetten am 3. Februar 1931 wird die Bitte des "israelitischen Vorstandamts" um "Überlassung der israelitischen Familienregister der alten Zeit" verhandelt. "Da beim Pfarramt sämtliche Register doppelt vorhanden sind, beschließt der Kirchengderat, das Ersuchen an den Ev. OKR. weiterzuleiten unter dem Hinweis, daß er dasselbe von sich aus gern befürworte."

Die Zustimmung des Oberkirchenrats "unter der Voraussetzung, daß das in widerruflicher Weise geschieht und daß die Register keine Einträge enthalten, die Bedenken gegen die Überlassung hervorrufen könnten", kann dem Niederstettener Kirchengemeinderat am 3. März 1931 bekannt gegeben werden.

Am 29. August 1938 erstellt Stadtpfarrer Göltenboth weisungsgemäß ein "Verzeichnis der älteren Registraturbestände". Darin listet er auch auf: "Israelitische Register: Es handelt sich durchweg um Duplikate. Die Originale wurden von meinem Vorgänger der israelitischen Gemeinde hier ausgehändigt. Es sind noch vorhanden: Geburtsregister von 1871-1875, Eheregister von 1831-1874, Totenregister von 1832-1875."

Während der Nazizeit hat das Reichssippenamt die bei den jüdischen Synagogengemeinden geführten Geburts-, Trauungs- und Sterberegister sowie Beschneidungsbücher, Friedhofsverzeichnisse und Gemeindemitgliederlisten beschlagnahmt, darunter anscheinend auch die Dokumente der Niederstettener jüdischen Gemeinde. "Die Dokumente wurden in der vom Reichssippenamt in den Räumen des ehemaligen Gesamtarchivs der deutschen Juden eingerichteten 'Zentralstelle für jüdische Familienstandsregister im Altreich' in Berlin gesammelt. Später wurden sie aus Gründen des Luftschutzes auf Schloss Rathsfeld am Kyffhäuser gebracht, wo sie 1943-1945 im Auftrag des Reichssippenamts [...] verfilmt wurden. Die Filme, die noch kurz vor dem Zusammenbruch an der Ostfront geflüchtet worden waren, sind dann später [...] den für zuständig gehaltenen Stellen in verschiedenen westdeutschen Ländern zum Kauf angeboten worden." (https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/einfueh.php?bestand=5632 ) Die Originale sind verschollen, die Filme wurden inzwischen digitalisiert und sind auf der Internetseite des Hauptstaatsarchivs Stuttgart zugänglich.

Nachfolgend die Bestandssignaturen mit ergänzenden Hinweisen auf die Bestände der ev. Kirchengemeinde Niederstetten:
J 386 Bü 424: Geburts-Register 1831-1875, 136 Blatt. Digitalisate online – Bei Göltenboth die Angabe 1871-1875
J 386 Bü 426: Eheregister 1831-1874, 69 Blatt, Digitalisate online – so auch bei Göltenboth
J 386 Bü 428: Todtenregister 1832-1875, 117 Blatt, Digitalisate online – so auch bei Göltenboth
J 386 Bü 425: Eheregister 1891-1933, 55 Blatt, Register S. 48-55. Online nicht verfügbar
J 386 Bü 427: Proklamationsurkunden 1836-1923, 17 Blatt, Digitalisate online
J 386 Bü 429: Familienbuch 1843-1926; 92 Blatt, Register S. 83-92, Digitalisate online, "nur teilweise lesbar"
J 386 Bü 430: Familienbuch 1771-1874; Register S. 108-110, 110 Blatt, Digitalisate online
J 386 Bü 431: Gräberverzeichnis, 34 Blatt, "Jahreszählung auf Hebräisch, nur Namen und Todesdatum", Digitalisate online
J 386: "Film nicht auffindbar"

Ob die Niederstettener Bestände noch vorhanden sind, muß bei Gelegenheit geprüft werden.

Stand: März 2025

 

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