Niederstetten, 16 Juni. Ueber den Abschluß der Elektrizitätsverbände Ingelfingen-Hohebach, dem bedeutendsten unserer Gegend, erfahre ich folgende Einzelheiten. Ende Mai ds. Js. fanden die Gesellschafterversammlungen der Ueberlandwerke Ingelfingen-Hohebach G. m. b. H. und die Verbandsversammlungen der beiden Gemeindeverbände Ingelfingen und Hohebach statt. Für diese drei Firmen liegt ein gemeinsamer Geschäftsbericht vor, sodaß über die drei Sitzungen gemeinsam berichtet werden kann. Durch die günstigen Wasserverhältnisse, besonders in der Dreschzeit, konnten durchaus befriedigende Abschlüsse auf 31. Dezember 1930 erzielt werden. Der Grundgebührentarif ist jetzt überall eingeführt und hat sich gut bewährt. Der Stromverbrauch ist bei den Kleinabnehmern um 12 2(2 Prozent gestiegen, der durchschnittliche Kilowattstundenpreis um 4,2 Pro. (gegen das Vorjahr) zurückgegangen. Die Installationsabteilung war gut beschäftigt. Die von vielen Stromabnehmern gewünschte Zulassung von Installateuren konnte am Ende des Jahres 1930 ausgesprochen werden. Die Installationsabteilung des Werkes bleibt bestehen. Die Werkstättenbetriebe in Hohebach und Niederstetten, in denen hauptsächlich Motorreparaturen ausgeführt werden, wurden den Stromabnehmern zum fleißigen Gebrauch empfohlen. Der Zählereinbau ist bis auf kleine Nacharbeiten beendet. Die Dreschgenossenschaft Rinderfeld kam im Geschäftsjahr 1930 zustande, so daß nunmehr nur noch die Gemeinden Althausen, Ailringen, Hohebach, Dörzbach, Rengershausen und Hartel im Gebiet Hohebach und die Gemeinden des Gebiets Ingelfingen ohne Großmaschinen sind. Für sie unterhält das Werk einen leistungsfähigen Dreschsatz mit dem Standort in Hohebach. Die Stromerzeugung war mit 3 566 000 kWh 1 300 000 kWh höher als 1929. Die Stromabgabe stieg um 56 000 auf 2 532 000 kWh. Die Leitungsverluste sind 3,8 Prozent geringer als im Vorjahr. Der Stromabsatz betrug im Gesamtgebiet 455 893 RM. Für Instandhaltung der Anlagen wurden 102 500 RM ausgegeben, für Fremdstrom 69 800 RM, für Abschreibungen 53 700 RM, für Pachte 24 600 RM, für Verwaltungs- und Betriebskosten 127 144 RM, für Zinsen und Abzahlungen an die Vorbesitzer 60 407 RM, Steuern 9 800 RM, Rücklagen für Leistungsverbesserungen 17 500 RM. Ferner konnte den Verbandsgemeinden zur Verzinsung ihres Vermögensteiles ein Betrag von 13 600 RM zur Verfügung gestellt werden. So konnte dieses Jahr erstmals ein Betrag in bar zurückvergütet werden, der sich über die Steuer-Umlage zugunsten der Stromabnehmer auswirkt. Die Frage, ob es nicht besser wäre, die Beträge unmittelbar zur Senkung der Strompreise zu verwenden, hat alle Organe des Ueberlandwerkes beschäftigt. Jedoch kam man auf den Jahresversammlungen zu dem Ergebnis, daß die zur Verfügung stehenden Summen für eine Senkung der Tarife noch zur zu geringfügig sind. Durch alle Versammlungen ging gleichmäßig die ernste Mahnung an die Organe der Verbände, der Not der Zeit durch äußerste Sparsamkeit Rechnung zu tragen. Ihren Ausdruck fand die Mahnung in einer Senkung der Tagesgelder, der ja die Senkung der Gehälter und Löhne schon vorausgegangen war. Die Haushaltspläne für das Jahr 1931 wurden genehmigt. Sie werden mindestens die gleiche Verzinsung der Vermögensanteile der Gemeinden zulassen wie das Vorjahr. Zum Schluß konnte festgestellt werden, daß die Betriebsgemeinschaft der beiden Gemeindeverbände allen Beteiligten fortschreitend zum Vorteil gereicht.

Vaterlandsfreund, 17. 6. 1931