( ) Niederstetten, 13. Dez. In unserer Gegend bestehen (einschließlich der hiesigen) drei Beschälstationen. Alle drei leiden unter einer recht mangelhaften Frequenz, nachdem ganz vorübergehend nach dem Kriege die Benutzung der Beschälplatten außerordentlich gestiegen war. Es ist nun falsch, wenn das Landesstallmeisteramt diesem Uebelstand durch Aufhebung einzelner Beschälplatten abhelfen will und noch verkehrter ist es, wenn eine Gemeinde versucht, der anderen ihre Platte wegzunehmen. Viel wichtiger wäre es, nachzuforschen, woher kommt dieser Rückgang der Pferdezucht und wie ist diesem Rückgang abzuhelfen. Wer die letzten dreißig Jahre Viehzucht in Württemberg verfolgt hat, wird der früheren Zentrale für die Landwirtschaft die Anerkennung nicht versagen können, daß durch deren unermüdliche Anstrengungen durch Vorträge, durch Subventionen der Einfuhr und andere der gleichen Mittel der hohe Stand der Viehzucht besonders auch im Hohenloheschen erreicht wurde. Daneben ist für die Pferdezucht bei uns noch gar nichts geschehen. Vorträge wie die Pferdezucht rationell gestaltet werden kann, sind sehr selten und im Landw. Wochenblatt ist wenig darüber zu lesen. Ich glaube, man sollte die Beschälplatten bestehen lassen. Dann müßte durch Einfuhr eines hochwertigen Stutenmaterials, welche sich für unsere Gegend eignet, der Wert des Muttermaterials gehoben werden. Und dann, das ist eine weitere Hauptsache, müßten Hengste in die Platten kommen, welche den Stuten entsprechen. In den letzten Jahren hat das Hengstmaterial manches zu wünschen übrig gelassen, was besonders bei der Nachzucht zum Ausdruck kam. So kam es, daß in der Landwehr viele Pferdezüchter ihre Stuten in Bayern decken ließen. Mit diesen Zeilen soll niemand ein Vorwurf gemacht werden. Ich behaupte nur, daß die Aufhebung der Beschälplatten ein Rückschritt wäre, während auch in der Pferdezucht der Fortschritt möglich gemacht werden sollte.

Vaterlandsfreund, 14. 12. 1926