Z. Niederstetten, 6. Sept. (Bauern- und Weingärtnertag Niederstetten). Auch der heutige zweite Tag hatte einen riesigen Besuch. Trotz der etwas regnerischen Witterung hatten es sich die Landwirte aus der näheren und weiteren Umgebung nicht nehmen lassen, ihren Bauerntag zu besuchen. Das Preis- und Wertungsreiten der Reitervereine, sowie das Fahrturnier wiesen ein ausgezeichnetes Ergebnis auf. Der Festzug verlief trotz des einsetzenden Regens programmgemäß. Da wir die Beschreibung des gestrigen Festzugs auf heute verwiesen, wollen wir versuchen, die wirklich künstlerisch und packend dargestellten Wagen teilweise vor Augen zu führen: Niederstetten: Münzstadt, eine alte Münzprägepresse. Herbsthausen: Des Bauern Vergangenheit und Zukunft, sehr realistisch dargestellt. Der Niederstettener Storchenwagen war einfach herzig und von der Weiblichkeit viel bekichert, von den Mannsbildern bewitzelt. Auch die übrigen Niederstettener Gewerbewagen waren mit viel Geschick und Kunstfleiß aufgebaut, ein Beweis dafür, daß das Handwerk dort in guten Händen ist, die Zaisenhauser Bauernhochzeit und die Elpersheimer Niederfalle waren recht und getreu, ebenso der Pfitzinger Erntewagen. Vorbachzimmern: Weingärtners Not und Arbeit war packend und nur allzu wahr. Die Vorbachzimmer Heckenwirtschaft mit dem alten Tobias als Musikus (oder vielmehr Musik-Schnurrand) erregte allgemeine Heiterkeit. Niederstetten: Musik, Winzergruppe und -Wagen und die Niederfallen in Neubronn waren überaus nett und putzig. Der Jagdwagen von Wildentierbach verdient hohes Lob; man sieht, das sind echte Jäger vor dem Herrn (trotz dem Hirsch!) Die 4 Wagen von Dörtel (Feierabend im Winter), Zaisenhausen (Spinnstube), Oberstetten (Futterschneiden einst und jetzt) und Schrozberg (Musterung und Aushub der Zukunft) boten Köstliches an Humor und Lebenswahrheit. Einfach: es war ein Festzug, wie wir ihn noch selten einen sahen. – Auf dem Festplatz begrüßte Herr Stadtschultheiß Schroth die Festbesucher herzlich. Das sich an die Begrüßung anschließende Deutschlandlied wurde entblößten Hauptes von der Menge gesungen. Lobend zu erwähnen ist die auswärtige und die hiesige Kapelle, die viel zum guten Gelingen beitrugen. Es folgte nun das Schaureiten und der einzigartig und prächtig vorgetragene Winzertanz. Die Preise für die Reitervereine wurden von Sr. Durchl. dem Fürsten Ernst zu Hohenlohe-Langenburg den Siegern eigenhändig überreicht. Es wurden folgende Preise verteilt: 1. Preis: R.-V. Kirchberg a. J., 2. Pr..: R.-V. Heimberg, 3. Pr.: R.-V. Wermutshausen, 4. Pr.: R.-V. Herbsthausen, 5. Pr.: R.-V. Nassau, 6. Pr.: R.–V. Riedbach. – Herr Stadtschultheiß Schroth hob bei der Preisverteilung hervor, das Sitz, Haltung und Disziplin bei den Reitervereinen ausgezeichnet seien und das beste Lob verdienten. – Se. Durchl. Fürst Ernst zu Hohenlohe-Langenburg sprach ebenfalls sehr beherzigenswerte Worte. Es sei eine große Freude, zu sehen, wie man wieder anfange, zu lernen, mit dem Pferden umzugehen. Auch freue es ihn, daß die Weingärtner noch an den alten guten Sitten hängen und den Mut nicht sinken ließen in der jetzigen schweren Zeit. Er hoffe, daß die jüngere Generation besseren Zeiten entgegen gehe, wie wir auch die Hoffnung nicht aufgeben sollten, daß wieder eine Zeit kommen werde, in der wir wieder stolz auf unser deutsches Vaterland sein könnten. Das Hoch auf das deutsche Vaterland fand begeisterte Aufnahme. – Herr Stadtschultheiß Schroth dankte zum Schluß allen denjenigen, die in opferwilliger Weise zum Gelingen des Festes beitragen. Gegen Abend hellte sich der Himmel wieder auf und es konnte die Aufführung des Theaterstückes "Der Herrenmüller von Sontheim" durch unsere wackere Künstlerschar (Ortsgruppe Adolzhausen) wieder beginnen. – Die Preisverleihung für das Preis- und Wertungsreiten reiten hatte folgendes Ergebnis:
1. Preise: Gedient:
Alf. Gockler, Kirchberg a. J., Wilh. Horn, Hornungshof, Albert Dürr, Wermutshausen, Karl Hellenschmidt, Heimberg.
Ungedient:
Eugen Ziegler, Gutbach, Willh. Heberlein, Lendsiedel, Paul Henn, Nassau, Karl Rößler, Herbsthausen, Karl Ehrmann, Lendsiedel, Willh. Scholl, Kirchberg, Friedrich Ulrich, Wermutshausen, Friedr. Brenner, Heimberg.
2. Preise: Gedient:
Hans Fiedler, Wermutshausen.
Ungedient:
Albert Englert, Herbsthausen, Friedr. Wirth, Nassau, Adolf Schwager, Lobenhausen, Wilh. Abendschein, Eichswiesen, Georg Kranz, Hachtel, Albert Botsch, Wermutshausen, Herm. Pflüger, Riedbach, Paul Zeller, Herbsthausen, Fritz Gackstatter, Lendsiedel, Heinrich Schwarz, Heimberg, Georg Strobel, Nassau.
3. Preise: Gedient:
Wilh. Krauß, Wermutshausen.
Ungedient:
Joh. Glock, Nassau, Paul Kleider, Herbsthausen, Hugo Frieß, Wermutshausen, Joh. Hagelstein, Heimberg, Fr. Kraft, Riedbach, Heinr. Schuster, Lensiedel, Leonhard Klingler, Heimberg, Julius Pfeufer, Bernsfelden, Otto Englert, Herbsthausen, Herm. Scheu, Wermutshausen, Georg Abendschein, Eichholz, Fr. Oberndörfer, Heimberg, Paul Horn, Wermutshausen, Karl Ehrmann, Nassau, Albert Schmidt, Diembot, Fr. Ehnes, Heimberg, Alois Lehr, Herbsthausen, Karl Albich, Riedbach.
Bei der Zuchtstutenprämierung konnten folgende Preise, die ihn über aus dankenswerter Weise von Gönnern und Freunden als Ehrenpreise gestiftet wurden, zur Verteilung kommen:
a) Stuten und Fohlen:
Warmblut:
1. Preis mit 50 M:
August Keck, Schwanenwirt, Blaufelden;
3. Preise mit 20 M:
Josef Hirschlein, Landwirt in Steigerbach, Landwirtswitwe Dimmler in Pfitzingen.
Kaltblut.
2. Preis mit 30 M:
Johann Dauch, Landwirt in Neubronn.
b) Trächtige Stuten:
Warmblut.
2. Preis mit 30 M:
Georg Kraft, Landwirt in Eichholz, Gde. Riedbach;
3. Preis mit 20 M:
Leonhard Weinmann,, Hollenbach, Johann Markert, Landwirt in Herrenzimmern;
4. Preis mit 10 M:
Friedrich Küstner, Landwirt in Könnbronn.
Kaltblut.
2. Preis mit 30 M:
Friedr. Abendschein, Landwirt in Neubronn, Leonh. Balbach, Landwirt in Oberndorf;
3. Preis mit 20 M:
Georg Kranz, Landwirt in Hachtel.
c) Familien:
Warmblut.
3. Preise mit 20 M:
Jakob Obenhuber, Domänenpächter, Niederstetten, Landwirt Wunderlich in Rot, Landwirt Wunderlich in Herbsthausen;
4. Preis mit 10 M:
Landwirt Hanselmann, Herbsthausen.
Kaltblut.
1. Preis mit 50 M:
Hermann Bachmaier, Landwirt in Atzenrod;
2. Preis mit 30 M:
Landwirt Martin, Rüsselhausen.
Der trotz der Ungunst der Witterung so schön verlaufene Bauerntag wird unseren fränkisch-hohenloheschen Landwirten und Weingärtnern in dauernder frohe Erinnerung bleiben. Zum Schluß sei auch Herrn Bauernanwalt Schmidt-Rot am See herzlicher Dank gesagt für seine opferfreudige, rührige Arbeit als Leiter des Bauerntags. Tobias Zinthäffner.

Vaterlandsfreund, 9. 9. 1925