( ) Niederstetten, 26. Jan. Gestern abend hielt Herr Bezirksschulinspektor Huber-Mergentheim einen Vortrag über den volkstümlichen Dichter Johann Peter Hebel und sein Werk. In anschaulichen Bildern gab der Redner ein Lebensbild des Dichters, welcher, von armen Eltern stammend, die höchste ev. geistliche Würde seines Heimatlandes Baden erreichte. Hebel dichtete in allemannischer Mundart, einem anheimelnden, südbadischen Dialekt, welcher durch seine Beweglichkeit und seinen Reichtum an sinnlich bedeutenden Worten, die schalkhafte und geistreiche Dichtart Hebels ermöglichte. Der Vortrag des Herrn Bezirksschulinspektors Huber wurde durch Vorträge und Gesänge der Schuljugend unterstrichen. Was den Vortrag für Eltern und Lehrer aber außer der anziehenden Behandlung des gestellten Themas besonders bedeutsam machte, das waren die eingestreuten pädagogischen Grundsätze. Herr Huber zeigte, daß er den Unterricht auf religiöser Grundlage aber in moderner, der Individualität der einzelnen Schüler Rechnung tragender Weise durchgeführt wünsche. – Die sehr zahlreiche Zuhörerschaft dankte mit aufrichtigem und lebhaftem Beifall. Herr Oberlehrer Künzel verlieh diesem Dank in warmen Worten Ausdruck.

Tauber-Zeitung, 28. 1. 1924